Eine Zeitlang versuchte ich in den Eichmann-Protokollen zu lesen. Als ich es nicht mehr aushalte, schalte ich den Fernseher ein und gerate aus Versehen in Carmen Nebels Winterfest der Volksmusik

Wie erlebt man jetzt Geschichte, politische Strömungen/Stimmungen und tagespolitische Ereignisse? Wie ist es um die Außenwahrnehmung und die Entwicklung eines eigenen sozialen und politisch bewußten Standortes bestellt? Läuft individuelle Geschichte streckenweise scheinbar unabhängig neben der „öffentlichen“ Geschichte her? Ist Rassismus nur das Problem von rechtsradikalen oder nicht genauso auch das Problem des sich heraushaltenden, hauptsächlich um die eigene Befindlichkeit grassierenden Bewußtseins?

(Esther Rutenfranz)

 

Anläßlich der Ausstellung „Mitten in Europa“ im Stadtmuseum Münster im April 2001 mit einem Fotoprojekt von Tomasz Samek, das sich mit der Geschichte und Gegenwart des ehemaligen Konzentrationslagers Majdanek in Lublin befaßt, hat der Westfälische Kunstverein seinen traditionellen Förderpreis in diesem Jahr zum Thema „Der bessere Mensch?“ ausgeschrieben. Der Blick auf die Vorstellung eines „besseren Menschen“, die zum Antisemitismus des „Dritten Reichs“ geführt hat, fordert immer wieder zur Auseinandersetzung mit Geschichte und zur bewußten Wahrnehmung rassistischer und diskriminierender Verhaltensweisen in unserer gegenwärtigen Gesellschaft heraus.

Der Westfälische Kunstverein hat daher bildende Künstler, die in Westfalen geboren sind oder dort leben und arbeiten, eingeladen, Arbeiten, die auf einer solchen Auseinandersetzung basieren, einzureichen.

Die Jury mit Ursula Franke, Philosophin und Vorstand des Westfälischen Kunstvereins, Susanne Gaensheimer, Leiterin des Westfälischen Kunstvereins, und Vanessa Joan Müller, Frankfurter Kunstverein, hat Esther Rutenfranz als Preisträgerin ausgewählt.

Eröffnung
Freitag, 6. April um 19 Uhr
Begrüßung: Susanne Gaensheimer
Einführung: Vanessa Joan Müller
Verleihung des Preises: Heiner Diehle

Künstlergespräch
Mittwoch, 11. April um 19 Uhr
"Parallele Geschichten" – Historisches und politisches Bewußtsein heute
Diskussionsveranstaltung zur Ausstellung mit den Künstlern
Gäste: Barbara Rommé, Leiterin des Stadtmuseums Münster,
Tomasz Samek, Fotograf