Harun Farocki

Filme, Videos, Installationen
1969-2001


29. Juni - 5. August 2001

Der Westfälische Kunstverein veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Filmclub Münster die erste umfassende Werkpräsentation des Dokumentarfilmers und Filmemachers Harun Farocki in Deutschland. Im Rahmen der Ausstellung findet am 8. Juli um 20 Uhr im Schloßtheater in Münster die Deutschlandpremiere von Farockis neuester Produktion „Die Schöpfer der Einkaufswelten“ statt.


Im Rahmen der Studentenbewegung in den späten 60er Jahren begann Farocki als Student der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin eine eigenständige Filmsprache zu entwickeln, die sich zwischen politischer Agitation, Dokumentation, Autorenfilm und Filmessay bewegt. Durch die kritische Analyse von vorhandenem fotografischen und filmischen Bildmaterial, das Farocki in den Archiven verschiedener Orte der Bildproduktion sammelt und in seinen Filmen neu kombiniert, gelingt es ihm, die technischen, gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Bedeutungszusammenhänge von Bildproduktion und -distribution offenzulegen. Er befreit die Bilder von den begrifflichen Stereotypen und Legenden, die sich im Lauf ihrer Entstehung und Verteilung auf sie legen, und von den Sehgewohnheiten, die diese Stereotype bedienen. Trotz ihres gesellschaftskritischen Gehalts wurden die Filme von Farocki immer wieder vom WDR, dem ZDF oder der ARD ausgestrahlt. Bis heute ist sein Werk, das im Bereich der Bildrecherche und -verarbeitung neue Maßstäbe gesetzt hat, nicht zuletzt auch für die bildende Kunst von fundamentalem Einfluß. Die documenta X hat Farockis 60-minütigen Essayfilm „Stillleben“ produziert und seine jüngste Videoinstallation „Ich glaubte, Gefangene zu sehen“ war bereits in Institutionen wie der Generali Foundation in Wien und den Kunstwerken in Berlin zu sehen. Im Februar diesen Jahres wurde eine Reihe seiner Filme im Museum of Modern Art in New York gezeigt.

Die historische und aktuelle Bedeutung sowie die eigenständige künstlerische Qualität der Filme von Harun Farocki haben den Westfälischen Kunstverein zu dieser Retrospektive veranlaßt. Im Filmclub werden vom 1. - 8. Juli sechzehn Filme und im Westfälischen Kunstverein bis zum 5. August fünfzehn Videoproduktionen und zwei Installationen aus den letzten drei Jahrzehnten gezeigt. Im Herbst diesen Jahres wird die gesamte Retrospektive vom Frankfurter Kunstverein übernommen.


In Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Kunstverein, dem Vorwerk 8 Verlag in Berlin und dem Verlag Lukas&Sternberg in New York gibt der Westfälische Kunstverein anläßlich der Werkschau in Münster die erste Publikation mit gesammelten Texten von Harun Farocki heraus, der auch als Filmkritiker und Autor wichtig geworden ist. Die Publikation Nachdruck/Imprint umfaßt 328 Seiten und erscheint auf deutsch/englisch.

17,40 € / 14,80 € für Mitglieder

Veranstaltungen

Eröffnung
Freitag, 29. Juni um 19 Uhr
Begrüßung: Heiner Diehle
Einführung: Susanne Gaensheimer

Filmpräsentation

Sonntag, 8. Juli um 20 Uhr
„Die Schöpfer der Einkaufswelten“, 2001
Deutschlandpremiere
im Schloßtheater

Workshop mit Harun Farocki

Sonntag, 8. Juli von 10-18 Uhr
in der Filmwerkstatt

 

Filmprogramm im Filmclub Münster

Schloßtheater, Melcherstraße 81, 48149 Münster

 
Sonntag, 1. Juli um 13.30 Uhr
„Ein Bild“ (1983)
„Bilder der Welt und Inschrift des Krieges“ (1988)

 
um 15.30 Uhr
„Leben – BRD“ (1990)

 
um 17.15 Uhr
Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, „Klassenverhältnisse“ (1983)
Jean-Marie Straub und Danièle Huillet bei der Arbeit an einem Film nach Franz Kafkas Romanfragment „Amerika“ (1983)

 
Mittwoch, 4. Juli um 19.45 Uhr
„Nicht löschbares Feuer“ (1969)
„Zwischen den Kriegen“ (1978)

 
um 22.00 Uhr
Peter Lorre – „Das doppelte Gesicht“ (1984)
Peter Lorre – „Der Verlorene“ (1951)

 
Donnerstag, 5. Juli um 19.45 Uhr
„Der Geschmack des Lebens“ (1979)
„Etwas wird sichtbar“ (1982)


um 22.45 Uhr
„Videogramme“ (1992)

 
Sonntag, 8. Juli um 13.30 Uhr
„Wie man sieht“ (1986)
Georg K. Glaser – „Schriftsteller und Schmied“ (1988)

 
um 15.45 Uhr
„Was ist los?“ (1991)
„Stilleben“ (1997)

 
18.00 Uhr
„Betrogen“ (1985)

 
20.00 Uhr
„Die Schöpfer der Einkaufswelten“ (2001)

 

Videoprogramm im Westfälischen Kunstverein

„Erzählen“ (1975)
„Schlagbilder – Schlagworte.“
Ein Gespräch mit Vilém Flusser (1986)
„Die Schulung“ (1986/87)
„Die Menschen stehen vorwärts in den Straßen“ (1987)
„Ein Tag im Leben der Endverbraucher“ (1993)
„Die Umschulung“ (1994)
„Die führende Rolle“ (1994)
„Arbeiter verlassen die Fabrik“ (1995)
„Der Auftritt“ (1996)
„Die Bewerbung“ (1996/97)
„Der Ausdruck der Hände“ (1997)
„Worte und Spiele“ (1998)
„Gefängnisbilder“ (2000)
„Die Schöpfer der Einkaufswelten“ (2001)

Installationen

„Schnittstelle“ (1995)
„Ich glaubte, Gefangene zu sein“ (2000)