Tobias Rehberger

„...(whenever you need me)“


15. Februar - 25 März 2001

Die Ausstellung von Tobias Rehberger (geb. 1966 in Esslingen) im Westfälischen Kunstverein ist der dritte und letzte Teil einer Reihe von Projekten, in denen Rehberger unterschiedliche Aspekte seiner Arbeit thematisiert. Unter dem Titel The Secret Bulb in Barry L. hat er 1999 in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig die ästhetische und narrative Funktion von Licht in seiner Arbeit dargestellt und im letzten Jahr im Frac Nord – Pas de Calais in der Ausstellung Seascape and other Portraits über das Portrait gearbeitet. In „...(whenever you need me)“ im Westfälischen Kunstverein geht es um die Idee des Nicht-Sichtbaren, um Dinge, die weniger über ihre reale Präsenz als vielmehr über die Projektionen, die sich mit ihnen verbinden, existieren.

„...(whenever you need me)“ besteht aus zwei Arbeiten, die Rehberger für die Ausstellung konzipiert hat: WKV 4 (Entwurf), eine Bodengestaltung im ansonsten leeren Ausstellungsraum, die lediglich durch das Einwachsen des Muschelkalks sichtbar wird, und Maserati Quatroporte, eine ca. 2 x 2 x 5 Meter große, industriell lackierte Metallkiste im Nebenraum des Kunstvereins. Die Antwort auf die Frage, was sich wohl in der Kiste befindet, wird durch den Titel der Arbeit zwar impliziert, aber nicht eindeutig gegeben. Die Annahme, dass sich tatsächlich ein Maserati Quatroporte in der Kiste befindet, wechselt sich mit der gegenteiligen Vermutung ab: vielleicht ist die Kiste ja leer.

Tobias Rehberger hat in den letzten Jahren immer wieder Arbeiten gemacht, die nur über die bloße Vermutung ihrer Existenz "in der Welt" waren. So hat er etwa 1997 für die Biennale in Venedig das Damen- und ein Herrenmodell einer Unterwäsche entworfen, in drei Größen herstellen lassen und das Aufsichtspersonal gebeten, die Unterwäsche während der Arbeitszeit zu tragen. Dies wurde dem Besucher der Biennale in einem Text, der anstelle eines erwarteten Kunstwerks an der Wand angebracht war, mitgeteilt. Die Mutmaßungen der Besucher um die mögliche "verdeckte" Präsenz der Unterwäsche an den Körpern des Aufsichtspersonals wurde von Berichten einzelner Personen genährt, die das Personal direkt befragten – Fragen, die widersprüchlich beantwortet wurden und eine definitive Antwort offen ließen. Ähnlich verhielt es sich mit einer Arbeit, die Rehberger 1998 für die Berlin Biennale entwickelt hat. Hier waren es Bauchketten aus Weißgold, die von den Mitwirkenden der Biennale für die Dauer der Ausstellung unter der Kleidung, also unsichtbar, getragen werden sollten. Die Titel dieser Ketten, wie Klaus, Nancy oder Ulrich, verweisen heute noch auf die Personen, die sie getragen haben (und die Implikationen und Projektionen, die sich mit ihrer Rolle in der Kunstwelt verbinden).

WKV 4 (Entwurf) ist nur durch die Hervorhebung der immanenten Struktur des Muschelkalks sichtbar. Die Arbeit weist keinerlei eigene Körperlichkeit oder Materialität auf und wirft dabei die grundsätzliche Frage nach der Bedeutung der materiellen Existenz des Kunstwerks auf. Die Kiste als Hülle einer möglicherweise präsenten oder vielleicht doch nur in der Vorstellung existierenden Limousine in Maserati Quatroporte wird zur Projektionsfläche für alle möglichen Vorstellungen und Haltungen, die sich mit dem Luxus- und Liebhaberobjekt und seiner ungeklärten Anwesenheit im Ausstellungsraum verbinden. Sie veranlasst nicht nur zu der Überlegung, welche Bedeutung das Sehen und Erkennen durch den Betrachter für die Existenz eines Kunstwerks hat, sondern auch, wie ein Gegenstand durch die Projektionen, die an sein Äußeres gekoppelt sind, definiert wird und welche Bedeutung die Projektionen haben, wenn der Gegenstand nicht sichtbar ist?

 
Die Ausstellung wird großzügig von der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW unterstützt.


Anläßlich der Ausstellung erscheint ein von Tobias Rehberger gestaltetes Buch im Verlag der Buchhandlung Walther König, das von der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, dem Frac Nord – Pas de Calais und dem Westfälischen Kunstverein gemeinsam herausgegen wird. Die deutsch-französische Publikation umfasst individuelle Dokumentationen der einzelnen Ausstellungen und enthält Texte von Katia Baudin, Susanne Gaensheimer und Jan Winkelmann.

Veranstaltungen

Eröffnung
Donnerstag, 15. Februar um 19 Uhr
Begrüßung: Heiner Diehle
Einführung: Susanne Gaensheimer

Künstlergespräch
Samstag, 17. Februar um 14 Uhr

Vorträge zur Ausstellung von Kasper König
Samstag, 24. März um 14 Uhr

Führungen
Samstag, 24. Februar, 10. März und 17. März um 14 Uhr