15. Februar — 13. April 2003
Michel François (* 1956 in Saint-Trond, Belgien) arbeitet mit allen Medien, die ihm in die Hände fallen. Mit Hilfe der Fotografie, Skulptur, Malerei und dem Video ertastet, begreift und formt er die von ihm auf vielen Reisen beobachtete Welt. In seinen Installationen führt er diese Medien zueinander und lässt sie sich gegenseitig beleuchten. Aufgrund seiner „handwerkliche” Arbeit kann man François als einen Bildhauer verstehen, der alles, was er wahrnimmt, als Material seiner Kunst begreift. Dazu gehören die Räume in Museen und Galerien, die er als im Übergang befindliche Behältnisse aufnimmt und durcharbeitet, wobei Teile der Installationen selbst auf Veränderung angelegt sind. Sein Bureau Augmenté (1999), ein in den Ausstellungsraum plaziertes Büro, das nach und nach unter Stößen von Papier und anderen Teilen versinkt, oder der Salon Intermédiare (2002) in der Sammlung des Centre Pompidou, Paris, sind dafür exemplarisch. Ebenso war die zentrale Ausstellung La plante en nous (2000) im Haus der Kunst München eine Installation im Wandel, in der Besucher an bestimmten Stellen selbst aktiv in die Ausstellung eingreifen konnten.
Das Fernsehstudio, in dem sich Reflektoren, Scheinwerfer, Kameras und Leinwände befinden, ist für François ein Denkmodell für die mediale Wahrnehmung, die nicht weniger direkt als die unmittelbare sein muss. Der Künstler versteht auch technisch produzierte Bilder wie Fotografien, Lichtprojektionen und Videobilder als Material, mit dem er Räume durchdringen und bearbeiten kann. Er arbeitet, im Gegensatz zu der ihm vorangehenden Generation von Bildhauern, nicht mit Reduktion, sondern versucht, den größtmöglichen Reichtum, die Gleichzeitigkeit und Präsenz verschiedener und zahlreicher Vorgänge einzubeziehen. Sein Vorgehen ist daher ein ständiger Versuchsaufbau, ein Laboratorium, das sich nicht erschöpfen kann.
Auch in Münster wird sich François’ neue Installation, die für den Ausstellungsraum des Westfälischen Kunstvereins konzipiert ist, mit Phänomenen der Wahrnehmung beschäftigen. Ausgehend von dem Video Alu (2002), in dem ein Stück Aluminiumfolie in den Händen des Künstlers ein skulpturales und stark suggestives Eigenleben entwickelt, wird der Raum mit Projektionen, Brechungen und Zwischenwänden durchzogen und als Medium der Rezeption transparent und thematisiert. Der Künstler beschreibt sein Anliegen: „It’s about a museum, a medium. It’s about lighting a space, any event, anything to be seen, or about the light itself.” ‚Es geht um ein Museum, ein Medium. Es geht darum, einen Raum zu beleuchten, all das, was geschieht, all das, was gesehen werden kann, oder auch um das Licht an sich.’
Michel François
„Carnet d’Expositions“
1999-2002. Hg. von Hans Theys für die Ursula Blickle Stiftung Kraichtal, die Galleria d’Arte Moderna, Bologna, und den Westfälischen Kunstverein; mit Texten von Christine Macel, Hans Theys, Peter Weiermair und Carina Plath; 200 Seiten, 100 Farbabbildungen
25 € / 22 € für Mitglieder.
Eröffnung
Freitag, 14. Februar um 19 Uhr
Begrüßung: Prof. Dr. Arnt-René Fischedick
Einführung: Carina Plath
Künstlergespräch
Samstag, 15. Februar um 14 Uhr
Dritter Donnerstag
Donnerstag, 20. März
um 17 Uhr
Führung durch die Ausstellung von Michel François mit Carina Plath
um 20 Uhr
Werkgespräch mit der Künstlerin Eva-Maria Kollischan
Der Westfälische Kunstverein ist an diesem Tag bis 22 Uhr geöffnet. Das neue café arte im Landesmuseum bleibt für uns bis 23 Uhr offen.