Wilhelm Sasnal

20. September — 16. November

Wilhelm Sasnal (*1972) begreift seine Umwelt durch das Medium der Malerei. Dabei ist das einzelne Bild eine immer relative und manchmal flüchtige Begegnung mit dem Gegenstand, die auf der Subjektivität des Gesehenen insistiert. Der Künstler nimmt aus zahlreichen Quellen wie Wissenschafts-, Schul- und Kinderbüchern, Zeitschriften oder Fernsehen Bilder auf und registriert mit Videokamera und Fotoapparat seine Reisen und die alltägliche Umgebung in Tarnów. In der Aneignung und Veränderung dieser Eindrücke entstehen oft schwarz-weiße, an der Fotografie orientierte Gemälde, die sich von der direkten Verbindung zur Vorlage lösen. Sasnal arbeitet an einem vielgestaltigen malerischen Gesamtwerk, das sich in der Spannung zwischen stetiger Referenz auf eine Wirklichkeit und dem Insistieren auf einem subjektiven Realismus bildet.
Nach seinem Abschluß an der Krakauer Akademie widmete er sich mit der Künstlergruppe ladnie (dt. „hübsch“) (1996-2000) der direkten Erfassung von Alltagsgegenständen oder Klischees in der Malerei. Dieser Pop-Haltung entstammt auch das Comic Zycie codzienne w Polsce w latach 1999-2001 (Everyday life in Poland between 1999 and 2001), in dem Sasnal sein eigenes Leben mit wenigen Strichen erfasst. Sowohl die Arbeiten der Künstlergruppe als auch das Comicbuch versuchen, einer sich in den 1990er Jahren rasant verändernden polnischen Gesellschaft neue und adäquate Bilder zu geben.

In jüngster Zeit hat sich Sasnal weiteren Themen wie der Diskussion der Rolle der polnischen Haltung während des Holocaust, aber auch der Künstlergeneration der 1970er Jahre (Robert Smithson u.a.) oder der Musik von Independent Bands (Sonic Youth) zugewandt. Obwohl sie zunehmend an Autonomie gewinnt, ist Sasnals Malerei weiter auf die Momente seines Alltags gerichtet und behauptet sich in einer individualistischen Perspektive auf gesamtgesellschaftliche Phänomene.

Das Werk des Künstlers, das 2002 in wichtigen Überblicksausstellungen wie Painting on the Move (Kunsthalle Basel) oder Urgent Painting (Musée d’Art Moderne, Paris) zu sehen war, ist jetzt erstmals in größerem Umfang in zwei parallelen Einzelausstellungen im Westfälischen Kunstverein und der Kunsthalle Zürich zu sehen. Im Münster werden Bilder aus den Jahren 1999 – 2003 in einer Ausstellung gezeigt, die sich um die Idee des Paares oder der Doppelung aufbaut. Zudem wird eine neue Filmarbeit von Wilhelm Sasnal installiert, die der Künstler auf dem Flug der letzten Concorde zwischen Paris und New York gedreht hat. 

Die Ausstellung und der Katalog werden von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung in ihrem Programm "Kataloge für junge Künstler" gefördert.

Veranstaltungen

Eröffnung
Mittwoch, 19. November um 19 Uhr
Begrüßung: Tobias Viehoff
Einführung: Carina Plath

Künstlergespräch
Donnerstag, 20. September um 13.30 Uhr
mit Wilhelm Sasnal
 
Dritter Donnerstag
Donnerstag, 20. November
Filmpremiere
um 17 Uhr
Wilhelm Sasnal – „8 Wochen ohne Regen“
von Janusz Hamerski und Daniel Schulze Niehoff
im Auftrag des Westfälischen Kunstvereins
Vortragssaal des Landesmuseums; 18 min.
 
Zum ersten Mal hat der Westfälische Kunstverein einen Kurzfilm in Auftrag gegeben. Durch eine zufällige Begegnung mit Janusz Hamerski, der, in Polen geboren, in Münster lebt, bei der ReiheGlobale Stadt im Cinema entstand die Idee zu einem Film zur Kunstvereinsausstellung mit dem polnischen Maler Wilhelm Sasnal. Janusz Hamerski (*1960 in Ostroda) und Daniel Schulze Niehoff (*1978 in Telgte) waren dabei ideale Partner, da beide über reiche Erfahrung in diesem Bereich verfügen: leitet Janusz Hamerski die Medien AG am Schillergymnasium Münster und einem Gymnasium im polnischen Kattowitz, ist Daniel Schulze Niehoff in der Jugendmedienarbeit beim Offenen Kanal in Münster engagiert.
 
Entstanden ist ein kurzes Portrait des Malers und seiner Einstellung zur Malerei sowie die Dokumentation der viel beachteten Ausstellung im Westfälischen Kunstverein. Wilhelm Sasnal (*1972) benutzt das Medium der Malerei, um seine Umwelt zu begreifen. Dabei ist das einzelne Bild eine immer relative und manchmal flüchtige Begegnung mit dem Gegenstand, die auf der Subjektivität des Gesehenen insistiert. Der Künstler nimmt aus zahlreichen Quellen Bilder auf und registriert mit der Kamera seine Reisen und die alltägliche Umgebung in Tarnów. Der Maler, der in jüngster Zeit internationale Beachtung fand, arbeitet an einem vielgestaltigen malerischen Gesamtwerk, das sich in der Spannung zwischen stetiger Referenz auf eine Wirklichkeit und dem Insistieren auf einem subjektiven Realismus bildet.

Der Film befragt den Maler zu dieser Einstellung und gibt dem Zuschauer einen Einblick in das Handeln eines Künstlers, der zur ersten Generation von polnischen Künstlern gehört, die sich nach 1989 von dem Akademismus der dortigen Kunst befreien konnten.

Nach der Filmpremiere steht Daniel Schulze Niehoff für Fragen zur Verfügung.

Mit Rücksicht auf die Eröffnung Guillaume Bijl – „Matratzenland“, auf die wir hier ausdrücklich hinweisen (letzte Ausstellung in der Städtischen Ausstellungshalle am Hawerkamp, 19.30 Uhr) gibt es dieses Mal beim Dritten Donnerstag keinen Abendtermin.