Matthew Buckingham

22. Januar — 13. März 2005

Matthew Buckinghams Arbeiten fragen, wie Geschichte entsteht, wie sie uns in Bildern und Worten vermittelt wird und wie sie heute erzählt wird. Der 1963 in den USA geborene Künstler hat sich in zahlreichen Filmprojekten und Installationen mit historischen Figuren wie Abraham Lincoln, Charles Darwin und Edgar Allan Poe beschäftigt. Als Filmemacher der Generation, die sich vor dem Hintergrund der Filmgeschichte der 1960er und 1970er Jahre bewegt, entwickelt er seine vielschichtigen Arbeiten auf der Grundlage der Untersuchungen des Films durch den ‚Structural Film’ und theoretischer zeitgenössischer Diskussionen um die visuelle, politische und soziale Bedeutung und Macht des Mediums. Buckinghams Werk ist denen anderer Künstler wie beispielsweise Tacita Dean verwandt, indem er die Mittel des Films nicht nur als Materialien, sondern auch als Bedeutungsträger und -generatoren versteht.

Die besondere Qualität seiner Arbeiten besteht darin, dass die materielle Entstehung des Films, die Grundlagen des künstlerischen Vorgehens, sowie der inhaltliche Zugang zu dem Thema in die Endprojekte eingeschrieben sind und transparent bleiben. So ist Situations leading to a Story (1999) nicht nur ein dokumentarischer Spielfilm, sondern auch die Erzählung seiner eigenen Entstehung. Buckingham gelingt es, über die konkrete Auseinandersetzung mit Themen, wie etwa der Lebensgeschichte des ersten befreiten amerikanischen Sklaven Amos Fortune (Amos Fortune Road, 1996), eine Vielzahl von Aspekten zeitgenössischer künstlerischer Filmarbeit anzusprechen.

Im Westfälischen Kunstverein, in seiner ersten Einzelpräsentation in Deutschland, wird Buckingham sein neues Projekt One Side of Broadway (2005) zeigen, eine Diainstallation, die mit Bild und Ton die Zeit um 1910 evoziert, in der New York zentraler Schauplatz der Entwicklung des Spielfilms und der Kinos war. Diese Zeit verbindet sich unmittelbar mit heute, wenn Buckinghams fotografische Aufnahmen vom Broadway von 1999 die Frage nach der Bedeutung dieser Geschichte zu unserem heutigen Wissen und Wahrnehmen stellen. Die zweite Installation, Definition (2000), meditiert über die englische Sprache, die von Samuel Johnson in einer Dachkammer in London aufgeschrieben und standardisiert wurde. In der Verschränkung dieser Arbeiten mit einer weiteren, die sich mit dem Filmemachen selbst beschäftigt, entwickelt Buckingham im Raum des Kunstvereins ein Geflecht von Sprache, Bildern und der Frage der Bedeutung dieser Werkzeuge, mit denen wir unsere Welt erfassen und gestalten.

Veranstaltungen

Eröffnung
Freitag, 21. Januar um 19 Uhr
Begrüßung: Heiner Diehle
Einführung: Carina Plath

Gespräch 
Samstag, 22. Januar um 14 Uhr
mit Matthew Buckingham

Sonntag, 23. Januar um 13 Uhr im Schlosstheater
Filme von Matthew Buckingham
„Amos Fortune Road“, 1996, 20 min., s/w, 16 mm

„Situation Leading to a Story“, 1999, 20 min., s/w, 16 mm

„Muheakantuck – Everything Has a Name“, 2004, 38 min., Farbe, 16 mm
 
Wiederholung des Programms:
am
 Dritten Donnerstag
, 17. Februar um 20 Uhr im Landesmuseum

Filmvorführungen
Sonntag, 6. März um 13 Uhr im Schlosstheater
Donnerstag, 10. März um 20 Uhr im Landesmuseum

Actualités – Kurze Filme aus der Frühzeit des Films
Eine Auswahl von Matthew Buckingham

Filme von den Gebrüdern Lumière, Thomas A. Edison, Max Sklandanowsky, Georges Méliès, Edwin S. Porter u.a.
Die Vorführung der Stummfilme wird von Sebastian Altekamp live am Klavier begleitet.
 
Nachdem im Zusammenhang mit der laufenden Ausstellung Matthew Buckingham im Westfälischen Kunstverein am Domplatz Filme des Künstlers gezeigt wurden, präsentiert der Kunstverein nun eine Auswahl Buckinghams von Kurzfilmen aus der Anfangszeit des Films.
Mit dem Projekt One Side of Broadway, das Matthew Buckingham zum ersten Mal im Westfälischen Kunstverein präsentiert, bezieht sich der amerikanische Künstler unter anderem auf die Frühzeit des Films in New York. Buckingham geht in dieser Arbeit von einem Buch mit dem Titel Both Sides of Broadway von 1910 aus, das alle Gebäude am Broadway fotografisch festhält, darunter auch die ersten Kinos und das Gebäude, in dessen Schaufenster jene Kamera gestanden hatte, mit der der erste Film in New York gedreht worden war. 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die so genannten Actualités geschaffen, Filme von der Länge einer Filmrolle, die nur kurze Sequenzen, oft des alltäglichen Lebens, wie die Abfahrt eines Zuges oder den Gang zur Kirche zeigten. Zugleich gab es Pioniere des erzählenden Films wie Georges Meliès, der mit Animation arbeitete. Neben den bekanntesten Filmen der Gebrüder Lumière oder Thomas Edison werden weitere selten zu sehende Werke aus der Frühzeit des Films gezeigt.