„T,O,U,C,H,I,N,G - Wahrnehmung und Film“

9. April — 29. Mai 2005

Trotz ihrer wegweisenden Bedeutung auch für die Bildende Kunst haben der ‚Structural Film’ und das ‚Expanded Cinema’ in Europa abseits der Filmfestivals erst in den letzten Jahren eine Neubewertung erfahren. Ausstellungen wie Into the Light: The Projected Image in American Art 1964-1977 (Whitney Museum of American Art, 2002) und X-Screen, Filmi-sche Installationen und Aktionen der 1960er und 1970er Jahre (MUMOK Wien, 2004) haben die Überschneidung von Bildender Kunst und Film auf internationaler Ebene thematisiert.

Nach diesen grundlegenden Museumsausstellungen sucht das Projekt T,O,U,C,H,I,N,G – Wahrnehmung und Film einen konzentrierten Blick auf einzelne Filme der 1960er und 1970er Jahre zu werfen, die für den Kontext der Bildenden Kunst von Bedeutung sind. Im Westfälischen Kunstverein werden 16mm-Filme präsentiert, die sich auf grundlegende Weise mit der Wahrnehmung und der Materialität dieses Mediums beschäftigen. Sei es in dem direkten Arbeiten mit dem Zelluloid wie bei Peter Kubelkas Arnulf Rainer (1958-60), sei es durch die Thematisierung der Zeitlichkeit des Bildes, wie in Michael Snows Wavelength (1967) oder in dem Sichtbarwerden der Einzelbilder der Filmkader bei Paul Sharits T,O,U,C,H,I,N,G (1968) – im experimentellen Film wird, ähnlich wie in der konkreten Malerei und den musikalischen Werkformen der Zeit, das Material auf jede erdenkliche Weise behandelt und untersucht. In der Beschäftigung mit Teilaspekten wie Farbe, Geschwindigkeit oder Projektion versicherte man sich der Grundlagen des Mediums ebenso wie man den Illusionismus des Erzählkinos verwarf. Dabei entstanden Filmwerke, die nicht nur das Kino in entscheidender Weise beeinflussten, sondern auch heute noch unsere Wahrnehmung herausfordern.

Neben den Filmen, die im Ausstellungsraum während der geänderten Öffnungszeiten zu sehen sind, werden weitere Filme in den begleitenden Veranstaltungen gezeigt und von herausragenden, internationalen Kennern der Filmszene erläutert.

Veranstaltungen

Eröffnung
Freitag, 8. April um 19 Uhr
Begrüßung: Ursula Franke

Einführung: Carina Plath


Vorträge zum Strukturellen Film der 1960er und 1970er Jahre

Mittwoch, 27. April um 20 Uhr
Matthias Michalka (AUS)
Kurator von ‚X-Screen‘, MUMOK Wien

Mittwoch, 4. Mai um 20 Uhr
Mark Webber (GB)
Kurator von ‚Shoot Shoot Shoot‘ und ‚Expanded Cinema‘
(in englischer Sprache)

Dienstag, 10. Mai um 20 Uhr
Birgit Hein
Filmemacherin, Professorin HBK Braunschweig
 
Structural Film –
eine Auswahl von Pip Chodorov, re:voir Video, Paris
Mit freundlicher Unterstützung der AFAA – Bureau des Arts Plastiques/Französische Botschaft

 

Mittwoch, 20. April 2005 um 21 Uhr im Schlosstheater
Farbe, Zeit, Material

Dwinnel Grant, Color Sequence
1943, 16 mm, Farbe, Stummfilm, 2'30"

Takahiko Imura, 24 Frames per Second
1975-78, 16 mm, schwarz/weiß, Ton, 12'

Paul Sharits, Color Sound Frames
1974, 16 mm, Farbe, Ton, 26’

Nathaniel Dorsky, Pneuma
1977-83, 16 mm, Farbe, Stummfilm, 18 ips, 27’.

 
Mittwoch, 18. Mai 2005 um 21 Uhr im Schlosstheater
Handbearbeiteter Film, strukturelle Montage, Metaphern für Kino

Peter Rose, Analogies
1977, 16 mm, Farbe, Ton, 14’

Stan Brakhage, Mothlight
1963, 16 mm, Farbe, 
Ton, 4'

Werner Nekes, Jum-Jum
1967, 16 mm, Farbe, 
Ton, 10’

Chris Welsby, Colour Separation
1974-76, 16 mm, Farbe, Stummfilm, 3'

Kohei Ando, Like a passing Train 2
1979, 16 mm, Farbe, Ton, 7’
 
Peter Kubelka, Unsere Afrikareise
1961-66, 16 mm, Farbe, Ton, 12'30"

Malcolm Le Grice, Berlin Horse
1970, 16 mm, Farbe, Ton, 9’

David Rimmer, Variations on a cellophane Wrapper
1970, 16 mm, Farbe, Ton, 8'.

Takashi Ito, Spacy
1981, 16 mm, Farbe, Ton, 9’

 
Dritter Donnerstag
Donnerstag, 21. April 2005 um 18.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung

um 20 Uhr
Filmvorführung
Kenneth Jacobs: Tom, Tom, the Piper’s Son
1969, 16 mm, s/w, Stummfilm, 115 min