Sigmar Polke

„Original + Fälschung“

25. März — 30. April 2006

Mit „Original + Fälschung“ zeigt der Westfälische Kunstverein einen Werkblock, den Sigmar Polke Anfang der 70er Jahre in Zusammenarbeit mit seinem Künstlerkollegen Achim Duchow für den Ausstellungsraum des Westfälischen Kunstvereins konzipierte. Als eine der ersten großen Ausstellungen des damals 32-jährigen Künstlers wurde die 24 Gemälde und 14 Kommentarbilder umfassende Werkgruppe im Frühjahr 1973 erstmals gezeigt. Im Rahmen seines 175-jährigen Jubiläums zeigt der Westfälische Kunstverein nun eine Reinszenierung derselben Präsentation, die auch stellvertretend für viele andere wegweisende Ausstellungen in der Geschichte des Kunstvereins gesehen werden kann. Vom aktuellen Standpunkt aus betrachtet wird deutlich, dass Polkes avantgardistische künstlerische Haltung bis heute nichts an Radikalität und Brisanz eingebüßt hat. Zugleich wird seine Bedeutung für die figurative Malerei der 1990er Jahre von Künstlern jüngerer Generationen offensichtlich.


In der Werkgruppe zeigt sich Polkes früher unkonventioneller Umgang mit der Malerei. Die Fülle der künstlerischen Mittel reicht von traditioneller Öl-auf-Leinwand-Technik über die Verwendung unterschiedlichster Farbmaterialitäten wie Dispersion, Spraylack, Pastellkreiden, Lack- und Plakafarben, bis zu verschiedenen Collagetechniken, in denen Dekorations- und Kleiderstoffe, Fotografien, Glas- und Spiegelsteine, Glimmer und Spachtelmasse zum Einsatz kommen. Wie nur wenige andere forderte Sigmar Polke schon seinerzeit den Kunstbegriff der Gegenwart und insbesondere der Malerei heraus, indem er von gängigen Bildverfahren abwich und sich experimenteller Techniken und Zugriffsweisen bediente.


Mit „Original + Fälschung“ greifen Polke und Duchow, ausgehend von einer Reihe von Kunstdiebstählen, bei denen wertvolle Gemälde aus Museen entwendet wurden, den Topos der Originalität auf und persiflieren den Wert und die Ersetzbarkeit der Kunst als materielles Gut. In neun Werken werden Motive aus gestohlenen Gemälden alter Meister wie Rembrandt, Correggio, Rubens oder Bruegel in eine eigene, synkretistische zeitgenössische Bildsprache, übertragen, ohne das Original lediglich abzubilden. Oft sind es Reduzierungen auf knapp konturierte Personenporträts, die Anordnung von Figuren im Bildformat oder die Verteilung von Licht und Schatten auf der Bildfläche, aus der die Ähnlichkeit zu der ursprünglichen Bildversion deutlich wird. Die Einzigartigkeit der Bildsprache jener Künstler, auf die sich die Bildzitate beziehen, wird von der eigenen Malhaltung überlagert; die Fälschung gewinnt eine eigene Originalität. In anderen Bildern der Werkgruppe ironisiert Polke das Werte- und Bedeutungssystem der Kunst, das allgemeine Künstlerbild sowie die Tatsache des Kunstraubs selbst. Der Kunstgriff der Kommentarbilder, die zugleich Quellen wie Verweise zeigen und somit die um sich selbst kreisende Bedeutung des ganzen Werkblocks pointieren, steigert die Hybridität dieser Kunst. Polke spielt mit Bedeutung, gewinnt neue Energien aus ironischer Distanz und malerischer Detailverliebtheit, verbindet schmerzfrei Banalität und hohe Kunst und nimmt uns auf in ein buntes und anarchisches Panoptikum.


Eine Leihgabe der Sammlung Ströher/MKM Duisburg

 

 

Veranstaltungen

Eröffnung
Freitag, 24. März um 19 Uhr
Begrüßung: Heiner Diehle

Einführung: Klaus Honnef

Dritter Donnerstag
Donnerstag, 20. April

um 18.30 Uhr
Gespräch in der Ausstellung

um 20 Uhr
Filmvorführung
„F wie Fälschung“, Orson Welles, 1976, 85 Minuten

Vorstellungen: Neu in Münster
Zu dieser Vortragsreihe sind die neuen Professoren der Kunstakademie Münster eingeladen, sich und ihre Arbeit im Westfälischen Kunstverein vorzustellen.

Montag, 8. Mai um 19 Uhr
Daniele Buetti
Professor für Fotografie, Kunstakademie Münster

 
Montag, 22. Mai um 19 Uhr
Michael van Ofen
Professor für Malerei, Kunstakademie Münster