We make Versions

08. Oktober - 23. Dezember 2011

Steffen Bohn, Edith Dekyndt, Hermann Finsterlin, Carla Guagliardi, Ilana Halperin, Chris Hipkiss, Friedrich Kiesler, Emma Kunz, Paul Laffoley, Rune Mields, Susan MacWilliam, Gyan Panchal, Michael Pfisterer, Kerstin Stoll, Nina Tobien, Gitte Villesen

EröffnungFreitag, 7. Oktober 2011, 19 Uhr
AusstellungsortWarendorfer Straße 66, 48145 MünsterAlte Mauritzschule (Hinterhof)
ÖffnungszeitenMittwoch–Sonntag von 13–19 Uhr
Eintritt4 € / ermäßigt 2 € / Mitglieder frei

Zur Entdeckung von Gesetzen gehört es sie zu entwerfen. Das Erkennen von Strukturen besteht in hohem Maß darin, sie zu erfinden und aufzuprägen. Begreifen und Schöpfen gehen Hand in Hand“ (Goodman, 1978).

Diese konstruktivistische Aussage des Philosophen Nelson Goodman, ist als programmatischer Bezugspunkt für ein ungewöhnliches Ausstellungsprojekt zu verstehen. Ausgehend von den Arbeiten der Berliner Künstlerin Kerstin Stoll (*1969) initiiert der Westfälische Kunstverein eine umfassend angelegte Gruppenausstellung mit begleitendem Seminar. „We Make Versions“ zeigt unterschiedliche Modellentwürfe und „visionäre“ Positionen in der Kunst, Wissenschaft und den angrenzenden Disziplinen. Stoll fungiert im Rahmen der Ausstellung gemeinsam mit Katja Schroeder als Kuratorin, so dass die künstlerische Praxis auf den kuratorischen Prozess bewusst Einfluss nimmt. Im Sinne Goodmans vermittelt Stoll in ihren Arbeiten zwischen naturwissenschaftlichen Denkweisen sowie Ansätzen, die in künstlerischen Praktiken und Diskursen vorherrschen. Mit Bedacht führt Stoll ästhetische, naturwissenschaftliche und philosophische Bezugssysteme zusammen.

Auch die über 10 internationalen KünstlerInnen, die in der Ausstellung vertreten sind setzen sich mit dem wechselnden Verhältnis von Erkenntnisgewinn und Subjektivität auseinander: “Universal Reserch of Subjectivity“, ein Gruppenprojekt zur Reflexion von Konstanzen in künstlerischer Arbeit, ist nur ein Beispiel für Edith Dekyndts (*1960) Beschäftigung mit individuellen und globalen Positionen in der Gesellschaft. Text, Musik, Luft, Video, Neonlicht – Materialien unseres Alltags – dienen als Variablen ihrer poetischen Installationen zur Erforschung der Grenzen von Kunst, Wissenschaft und Realität. Hermann Finsterlin (1887-1973), dessen Entwürfe mit ihren organischen Formen im starken Gegensatz zu der klaren Linie des Bauhaus-Designs stehen, gilt als visionärer Architekt. Kein Projekt von Finsterlin wurde je realisiert, dafür gibt es zahlreiche phantastisch-surreal anmutende Zeichnungen und spielerische Holzmodelle, die Finsterlins Visionen von Architektur dokumentieren. Scheinbar jenseits naturwissenschaftlicher Realität bewegen sich auch die Arbeiten von Paul Laffoley (*1940). In akribisch gemalten Diagrammen und Anschauungstafeln konstruiert er komplexe Wissensmodelle und vermittelt seine Theorien über Zeitreisen, schwarze Löcher sowie die vierte und fünfte Dimension.

Unter dem Titel „We Make Versions“ geht es um eine parallele und gleichwertige Betrachtung von unterschiedlichen „Versionen“ bzw. Darstellungs- und Erzählmodellen in Hinblick auf ihre erkenntnisbildende und produktive Fähigkeit. Mit Bezug zu Goodmans Buch „Weisen der Welterzeugung“ soll den vielfältigen Möglichkeiten der Weltbeschreibung gleichermaßen ein jeweils eigener Wahrheitsanspruch eingeräumt werden. Es geht sowohl um die Untersuchung von erkenntnisgewinnenden Praktiken, Apparaturen und Darstellungsmethoden, als auch um das subjektive, produktive und visionäre Potenzial von Entwürfen, die komplexe Zusammenhänge und Phänomene darstellend zu begreifen versuchen.

Besonders der Umgang mit Wissensproduktion, der nicht innerhalb einer Disziplin begrenzt ist, wird in der Ausstellung einen wichtigen Platz einnehmen, denn in ihm liegt das Potential etwas Neues und Sinnstiftendes hervorzubringen. In diesem Zusammenhang kooperiert der Westfälische Kunstverein mit der Kunstakademie Münster. Dort wird die Kunsthistorikerin Dr. Anna Lammers mit dem Seminar „Weltmodelle und Erkenntnis in der Kunst“ an das Thema anschließen.

Gefördert durch die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW, das Kulturamt der Stadt Münster sowie Pro Helvetia, Danish Arts Council Committee for Visual Arts und die Firma Walbaum.

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