6. Februar - 1. Mai 2016
Eröffnung | Freitag, 5. Februar 2016 um
19 Uhr (Eintritt frei) |
Ausstellungsort | "Galerie der Gegenwart" Zugang über den Westfälischen Kunstverein, Rothenburg 30, 48143 Münster |
Öffnungszeiten | Dienstag-Sonntag von 11-19 Uhr |
Eintritt | frei |
Seit vergangenem Herbst zeigen das LWL-Museum für Kunst und Kultur und der Westfälische Kunstverein in Kooperation aktuelle Positionen jüngerer noch weitgehend wenig bekannter Künstlerinnen und Künstler in einem Projektraum (der Galerie der Gegenwart). Die gemeinsame Ausstellungsreihe läuft unter dem Titel RADAR und verweist auf die Beobachtung anregender Kunstproduktionen. Die ausgestellten Werke geben Einblicke in ein aktuelles Arbeits- oder Interessensfeld, ohne die Entwicklung eines Gesamtwerks bereits ins Blickfeld zu rücken. Damit sind das Experimentieren, Scheitern und Erproben wichtige Aspekte des kooperativen Konzepts zwischen dem LWL-Museum für Kunst und Kultur und dem Westfälischen Kunstverein. Der Schaufenster-Raum RADAR vermittelt erstmals räumlich, konzeptuell und inhaltlich zwischen den beiden Institutionen. Während der Laufzeit der Ausstellungen ist RADAR über den Kunstverein begehbar. Der Ausstellungsraum wird somit nicht nur als Schaufenster genutzt, sondern kann sowohl von innen als auch von außen betrachtet werden. Der Eintritt ist frei.
Unter dem Titel „Unfolding“ zeigt diesmal die Bremer Künstlerin Effrosyni Kontogeorgou (*1980, Athen) zwei eigens für die Galerie der Gegenwart konzipierte Arbeiten. Für ihre ortsspezifischen Arbeiten setzt sich Effrosyni Kontogeorgou intensiv mit der Beschaffenheit, Funktion und Geschichte von Räumen auseinander. Die Verbindung verschiedener Medien und Materialien bestimmt das Werk formal auch in der Ausstellung „Unfolding“. Für die Situation in Münster entwickelte die Künstlerin eine raumgreifende Installation, die aus skulpturalen Elementen sowie einer Projektion und technischen Einbauten besteht. Im Eingangsbereich der Galerie der Gegenwart treffen die Besucherinnen und Besucher zuerst auf die Videoinstallation „A Thought of Flying“ (2015). Ein an der Wand befestigtes Blatt Papier scheint, von einem Luftzug bewegt, immer wieder kurz davor zu sein, herunterzufallen. Woher kommt der Luftzug? Die Arbeit fokussiert auf die Wahrnehmung des Raumes, auf seine bautechnischen Voraussetzungen sowie die Bedingungen, welche als Rahmen für eine fachgerechte Ausstellung von Exponaten geschaffen werden. Im Sinne der Bewahrung ist die Klimatechnik in Ausstellungsräumen von besonderer Bedeutung. Die Galerie der Gegenwart wird wegen ihrer großen Fensterfront anders klimatisiert als der Rest des Museums, nämlich durch eine warme Luftzufuhr mittels Gitter am Boden. Die Luftströme sind sogar physisch spürbar. Lässt man die Stufen hinter sich und betritt den eigentlichen Raum, fällt auf, dass er ungewöhnlich schmal und lang ist. Die Künstlerin hat eine zusätzliche Wand eingezogen und so das Volumen des Raumes geteilt. Durch die Veränderung der Proportionen werden die Ausmaße des Raumes vor allem in seiner Länge offensichtlich. Unsere Aufmerksamkeit verschiebt sich auf Verhältnisgrößen, Relationen, Bewegungen und alle Aufmerksamkeit liegt auf der manifesten und der eingebauten Architektur. Am hinteren Ende Raumes befindet sich ein Durchgang in einen komplett dunklen, schlauchartigen Gang, in dem nun ein regelrechter Wind weht. In Analogie zu den scheinbaren Luftbewegungen auf dem eingangs projizierten Papier, ist der Luftzug hier tatsächlich spürbar. Entgegen der Vorstellung, Objekte und Bilder im Museum sichtbar zu machen, herrscht hier völlige Dunkelheit. Die Hände suchen Halt an der Wand, nur langsam gewöhnt sich das Auge an die Finsternis. Am Ende des Raumes verändert sich plötzlich der Untergrund, die Füße sinken leicht in einen Sandboden, unsere Bewegung wird gebremst und der Raum endet hier. Damit greift die Künstlerin eine bauliche Eigenart der Architektur auf, die sie in Gesprächen über das Museum in Erfahrung gebracht hat. So gibt es im Kellergeschoss des Gebäudes einen Hohlraum, der vermutlich zur Unterstützung der tragenden Konstruktion des Fundaments des Altbaus komplett mit Sand gefüllt wurde und somit nicht nutzbar ist. „Unfolding“ ist damit auch der Verweis auf mitunter geheimnisvolle, unzugängliche Räume. Mit der Installation rückt Effrosyni Kontogeorgou die Wahrnehmungen der Besucherinnen und Besucher ins Zentrum ihrer Arbeit und bündelt die Aufmerksamkeit unseres Sehapparats, indem sie diesen teilweise ausschaltet.
Die Eröffnung Effrosyni Kontogeorgou "Unfolding" findet am Freitag, 5. Februar 2016 um 19 Uhr parallel zu der Ausstellungseröffnung von Jon Rafman im Westfälischen Kunstverein statt.
Abb.: Effrosyni Kontogeorgou, "A thought of flying", 2015, Videoinstallation, Din-A4 Blatt, 7’30” loop, ohne Ton
Fotos: LWL/Hanna Neander
Eine Kooperation des LWL-Museums für Kunst und Kultur und des Westfälischen Kunstvereins
Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial-Versicherungen.
Eröffnung
Freitag, 5. Februar um 19 Uhr
Künstlerinnengespräch
mit Effrosyni Kontogeorgou, Jenni Henke und Marijke Lukowicz
Donnerstag, 7. April um 19 Uhr
Kunstpause mit Marijke Lukowicz
Donnerstag, 21. April um 12:30 Uhr
Langer Freitag
Geöffnet bis 22 Uhr, Eintritt frei
12. Februar
11. März
8. April