RADAR: Meike Schulze Hobeling

Teil der Oase III

25. Juni – 18. September 2022

Meike Schulze Hobeling bespielt für die 19. Ausgabe der RADAR-Reihe den Projektraum durch eine Gruppe verschiedener Objekte. Als Arbeitsmaterial dienen ihr alltägliche Gegenstände wie Vasen, Teller, Bettlaken, Vorhänge und Verschraubungen oder auch Möbel und Gerätschaften. Einige Objekte entnimmt die Künstlerin dem öffentlichen Raum, wo sie zurückgelassen oder vergessen wurden. Manche stammen aus dem Fundus von Meike Schulze Hobelings Großmutter womit ihnen eine alltägliche und persönliche Erinnerung innewohnt. Hinzu kommen Materialien, die neu gekauft oder längst in die künstlerische Materialsammlung eingegangen sind. Plötzlich erhalten diese Aktualität, werden recycelt, auseinander und wieder zusammengebaut, wiederverwertet, verworfen, in neue Zusammenhänge überführt, bearbeitet oder einfach umgenutzt.

Wie schmucke Kunstobjekte präsentieren sich kleine Objekte auf der Treppe im Raum. Durch diverse Verfahren bearbeitet, verformt und entfremdet die Künstlerin ebenjenen und überführt sie somit auf eine neue Bedeutungsebene. Mittels eines 3D-Druckers überträgt Meike Schulze Hobeling Scans mit digitalen Bildfehlern in analoge Objekte aus Ton und verhilft ihnen somit zu skulpturaler Realität. Erweitert wird dieses Materialexperiment durch eine Glasscheibe, die im Ofen mitgebrannt wurde. Sie legt sich stellenweise wie eine zweite Haut um das Objekt herum. Diese anschmiegende Materialliaison ist jedoch kein Zufall; sie gelingt durch akribisches Buchführen der Künstlerin, die ihre Experimente mit Zeit, Material und Verformungsgraden in Notizbüchern festhält.

Zum Zuge kommen auch Rohmaterialien wie die Halterungen eines Gartenzeltes. Sie dienen der Befestigung von Stangen in einem der ausgestellten Objekte: Säuberlich aufgehängte Vorhanglamellen werden hier in Szene gesetzt. Sie rezitieren das Alltägliche der umliegenden Bürogebäude. Diese Atmosphäre, welche auch das menschliche Tun sowie das Verstreichen von Zeit veranschaulicht, können Besucher:innen bei einem weiteren Objekt regelrecht hören: Auf einer umgedrehten Badewanne aus Emaille plätschert Wasser aus einem Gartenschlauch. Der Brunnen läuft mithilfe eines Solarpanels. Dieses lehnt lässig an einem Sack voller Aquariumkies und sorgt erst dann für Regung, wenn das Wetter mitmacht.
So ist es wohl auch mit Meike Schulze Hobelings Objekten: Im richtigen Moment werden diese aktiviert und eröffnen aufgrund ihrer Anordnung und ihres materiellen Zusammenspiels assoziative Bezüge zur alltäglichen Lebenswelt.

Angetrieben wird die Künstlerin von einer erfrischenden Neugierde, die sich im Prozess der Materialerforschung spiegelt. Die Künstlerin etabliert dafür ganz eigene Spielregeln, die mitunter skurril und humorvoll sind. Indem sie mit der Schwerkraft spielt, sorgt sie doch für eine Leichtigkeit und bringt uns ins Gespräch.

 

Meike Schulze Hobeling (*1993 in Münster) lebt in Münster und arbeitet im Atelierhaus Speicher II. Sie studierte von 2013 bis 2022 Freie Kunst an der Kunstakademie Münster und war Meisterschülerin von Prof. Daniele Buetti. Ihre Arbeiten wurden u.a. in Gruppenausstellungen in der Ausstellungshalle am Hawerkamp, Münster, im DA Kunsthaus Kloster Gravenhorst oder in der Förderpreisausstellung der Freunde der Kunstakademie Münster in der Kunsthalle Münster gezeigt.

 

Kuratorisches Team: Jana Peplau, Kristina Scepanski, Marianne Wagner



RADAR: Zugang über den Westfälischen Kunstverein, Rothenburg 30, 48143 Münster

Eine Kooperation des LWL-Museums für Kunst und Kultur und des Westfälischen Kunstvereins.

 

 


Essen mit der Künstlerin

Samstag, 03.09.2022 um 18 Uhr

Die Künstlerin Meike Schulze Hobeling lädt ein zum gemeinsamen Gespräch über Kunst und Architektur, über unsere Umgebung in Material und Form, über Wünsche und Vernachlässigtes in unserer gebauten Umwelt. Anlass ist ihre aktuelle Ausstellung im Rahmen von RADAR, die Bezug nimmt auf den unmittelbaren Außenraum, Vorplatz und Aegidiimarkt. Gesprächsgäste sind u.a. Janine Heiland und Hannah Rudolph, Studierende der Münster School of Architecture, die sich mit utopischen Entwürfen zum Aegidiimarkt beschäftigt haben.

 

 


Eine Kooperation des LWL-Museums für Kunst und Kultur und des Westfälischen Kunstvereins.

 

Seit 2015 zeigen das LWL-Museum für Kunst und Kultur und der Westfälische Kunstverein in Kooperation aktuelle Positionen jüngerer Künstlerinnen und Künstler. Der Name der Ausstellungsreihe RADAR verweist auf die Beobachtung anregender Kunstproduktionen. Die ausgestellten Werke geben Einblicke in ein aktuelles Arbeits- oder Interessensfeld, ohne die Entwicklung eines Gesamtwerks bereits ins Blickfeld zu rücken. Damit sind das Experimentieren, Scheitern und Erproben wichtige Aspekte des kooperativen Konzepts zwischen dem LWL-Museum für Kunst und Kultur und dem Westfälischen Kunstverein. Der Schaufenster-Raum RADAR vermittelt erstmals räumlich, konzeptuell und inhaltlich zwischen den beiden Institutionen. Während der Laufzeit der Ausstellungen ist RADAR über den Kunstverein begehbar. Der Ausstellungsraum wird somit nicht nur als Schaufenster genutzt, sondern kann sowohl von innen als auch von außen betrachtet werden. Der Eintritt ist frei.