Am 10. Februar 2017 um 19 Uhr lädt die AfD zum Neujahrsempfang ins Münsteraner Rathaus ein. Voraussichtlich werden sowohl Frauke Petry als auch Marcus Pretzell vor Ort sein. 

 

Neben vielen anderen haarsträubenden Bekenntnissen einer zutiefst reaktionären, nationalistischen, geschichtsblinden und menschenverachtenden Haltung propagiert die AfD eine ausschließlich „identitätsstiftende Kulturpflege“. Damit meint sie selbstredend die nationale Identität und keine andere – sie meint eine „deutsche Leitkultur“, die unbedingt einer „gescheiterten Multi-Kulti-Ideologie“ vorzuziehen sei. (Zitate aus den Wahlprogrammen der AfD aus Sachsen-Anhalt oder Baden-Württemberg)

 

Wiewohl wir der gesamten Gesinnung dieser Partei aufs Energischste widersprechen, so sehen wir den Westfälischen Kunstverein, als genuin deutsche Institution, die im frühen 19. Jahrhundert aus bürgerschaftlichem Engagement gerade für die Vielfalt in der bildenden Kunst entstand, vor allem in der Verantwortung, zu diesen Tönen nationalistischer und ignoranter Kulturpolitik unmissverständlich Stellung zu beziehen. „Die Deutsche Kunst in Verantwortung für Volk und Reich zu fördern“ war schon einmal Satzungszweck des Westfälischen Kunstvereins: 1936, drei Jahre nach der Gleichschaltung aller Kunst- und Künstlervereine Deutschlands durch die Nationalsozialisten. Wer hätte gedacht, dass es schon 80 Jahre später nötig geworden ist, daran zu erinnern, dass dies keine Maßnahme war, die zu wiederholen sich empfiehlt.

 

Ab dem 8. Februar wird der Westfälische Kunstverein seine exponierte Lage und direkte Nachbarschaft zum Rathaus nutzen und unter dem Motto „Drucke gegen Dummheit“ seine Bürofenster als Raum zur öffentlichen Meinungs-äußerung zur Verfügung stellen. Aus über 40 Einsendungen haben wir 12 Entwürfe ausgewählt, die bis zum 12. Februar in den Bürofenstern des Kunstvereins zu sehen sein werden.

 

Außerdem bleibt der Westfälische Kunstverein am 10. Februar 2017 geschlossen; die Führung um 19 Uhr durch die Ausstellung „Pivot Joint Economy Class“ von Jessica Twitchell entfällt. Wer uns in dieser Haltung bestärken oder mit uns darüber streiten will, findet uns ab 17:30 Uhr zum Demonstrieren auf dem Prinzipalmarkt vor dem Rathaus. Da man Kunst, sofern sie frei von Zwängen ist, bisweilen nachsagt, den Geist positiv zu stimulieren, sind die Ausstellungen von Jessica Twitchell und Raphaela Vogel im Kunstverein an allen anderen Tagen der Woche (7.-12. Februar,

11-19 Uhr) bei freiem Eintritt zu besuchen.

 

 

 

Kristina Scepanski (Direktorin)

und das Team des Westfälischen Kunstvereins:

Tono Dreßen, Jenni Henke, Bernhard Sicking